Ein Altersheim in einer Kleinstadt -
jeder Bewohner ist ein Schicksal für sich allein. Doch anstatt sich
den Lebensabend so gemütlich wie möglich zu machen, anstatt sich
auszuruhen vor den Turbulenzen des Lebens, streiten die Alten um
hundert Kleinigkeiten, geraten ob der kleinsten vermeintlichen
Bevorzugung des anderen aufs Gröbste aneinander. Da ist Stine, die
schon ihren 85sten Geburtstag feiern darf, und just zu diesem Feste
erscheint der Bürgermeister persönlich, um seinem Amtssekretär das
Altersheim zu zeigen. Als besondere Gabe für die alten Leutchen hat
sich Bürgermeister Bohnsack etwas ausgedacht: einen repräsentativen
Lehnstuhl, auf dem der oder die jeweils Älteste sitzen darf. Die
85jährige Stine, im Augenblick die Älteste, hat leider nicht lange
Freude an diesem schönen "Bürgermeisterstohl", den die anderen ihr
bereits nach Kräften neideten, sie muss ihn schon bald gegen die
letzte Ruhestätte tauschen. Nach ihrer Beerdigung entbrennt der
Streit um den Stuhl aufs neue, wird aber wegen der Ankunft einer
"Neuen" im Moment etwas hintangestellt. "Mudder Klasen" wird gegen
ihren Willen von Sohn und Schwiegertochter "eingeliefert". Völlig
verzweifelt denkt sie an ihren anderen Sohn Hinnerk, der im fernen
Amerika weilt. Einzig Schwester Toni, der gute Geist des Hauses,
vermag Mudder Klasen etwas zu trösten. Als sich aber herausstellt,
dass ausgerechnet die "Neue" die Älteste ist und somit Anspruch auf
den Sessel hat, erfüllen bitterer Zank und Streit die Räume. Mudder
Klasen macht sich nützlich, so gut sie kann, und will auch bleiben,
als Sohn und Schwiegertochter sie plötzlich und schnellstens wieder
mit nach Hause nehmen wollen. Mit freudigem Schrecken erkennt sie,
dass hinter dieser überstürzten Aktion nur ihr Sohn Hinnerk aus
Amerika stecken kann, und wirklich schließt sie den Zurückgekehrten
bald glücklich in die Arme. Für Hinnerk, der sich einen Hof kaufen
will, ist die Mutter unentbehrlich. Voller Freude und Dankbarkeit
verlässt Mudder Klasenn das Altersheim und hört nicht mehr, dass mit
einem Male niemand mehr auf den vorher so heiß umstrittenen Stuhl
reflektiert, weil plötzlich niemand am ältesten sein will. Die
salomonische Entscheidung kommt vom Bürgermeister, der beschließt,
allen Querelen ein P vorzusetzen, indem er jedem Alten einen eigenen
"Bürgermeisterstohl" beschert.
Presse
Ein heiteres niederdeutsches
Theaterstück, welches die VB Rissen vom 24. bis 28. Oktober mit
großer Besetzung in der Aula der Schule am Iserbarg aufführte, war
bis zum letzten Tag sehr gut besucht. Ein Beweis, daß diese Komödie
beim Rissener Publikum gut ankam.
Den Insassen eines Altersheims in einer Kleinstadt wurde vom
Bürgermeister ein Lehnstuhl für die älteste Insassin gestiftet, eine
85jährige alte Dame, die 100 Jahre alt werden wollte, aber dann doch
bald starb. Während vorher alle Insassen diesen Lehnstuhl gerne
selbst in Besitz genommen hätten, war nach dem Tode der alten Dame
bei den übrigen Insassen männlichen und weiblichen Geschlechts
plötzlich kein Interesse mehr an dem Lehnstuhl vorhanden. Grund:
niemand wollte der oder die Älteste sein. Als Lösung aus diesem
Dilemma schlug der Amtssekretär des Bürgermeisters vor, jedem
Insassen einen Lehnstuhl zu stiften, was zur Begeisterung der Alten
dann auch bald geschah.
Der Verfasser dieser Komödie, Adolf Woderich, hat es treffend
verstanden, das Interesse der Zuschauer ständig wach zu halten. Die
witzigen Bemerkungen sowohl der männlichen als auch vor allem der
weiblichen Bewohner des Altersheims lösten wiederholt tosenden
Beifall aus. Die Verlobung des Amtssekretärs mit der Schwester im
Altenheim rundete das Geschehen ab. Ohne Liebe geht es eben nicht.
Die Amateurspieler haben sich gut in ihre Rollen eingefunden.
Berufsschauspieler hätten es nicht besser machen können. Die
Dekoration, Beleuchtung! sowie die Masken waren gekonnt.
Der große Beifall, besonders nach Schluß der jeweiligen Aufführung,
bewies, daß der VB Rissen wieder einmal ein gutes Theaterspiel
gelungen ist.
(Verbandskritik)
Zwanzig Jahre Volksspielbühne Rissen: Fünf Theaterabende zum
Jubiläum
Rissen — Die Volksispielbühne Rissen feiert Jubiläum: genau zwanzig
Jahre ist es her, daß Gustav Felst, Lita Helm und Walter Brock die
Theaterspielgruppe gründeten. Im Laufe der Jahre hat das
Schauspielerteam eine Perfektion erreicht, die schon fast nicht mehr
zum Begriff „Amateurspiel" paßt. Dennoch sind es „nur" Hausfrauen
und Berufstätige, die nach Feierabend in ganz andere Rollen
schlüpfen. [...] Bärbel Fischbeck von der Volksspielbühne: „Wir
wollen das Publikum nicht nur unterhalten, sondern ihm auch ein
herzhaftes Lachen entlocken. Wir hoffen sehr, daß uns das gelingt!"
Früher hieß es oft: „Laßt doch mal die Jugend ran!" Jetzt, im
„Bürgermeisterstohl" lautet das Motto: „Nun sind mal die Senioren
dran!" Als Darsteller von Altenheimbewohnern bietet sich die beste
Gelegenheit dazu. Lita Helm übernahm mit ihren 78 Jahren die Rolle
der Mette, Minna Wehr, 73 Jahre alt, spielt die betagte Stine.
Theatererfahrung hat sie reichlich, denn schon als dreijähriges
Mädchen könnte man sie im damaligen Ernst-Drucker-Theater (heute St.
Pauli-Theater) bewundern. „Ziemlich neu" ist hingegen Anneliese
Frank bei der Rissener Volksspielbühne. Für ihre Rolle als Mudder
Klasen bringt sie so gut wie keine Praxis mit, sieht man einmal von
einer Statistenrolle in dem Stück „Rund um Kap Hoorn" ab. Zwar
gehört sie schon seit 1969 den Rissener Amateurspielern an, doch
auch einmal als Darstellerin auf der Bühne zu stehen — das hatte sie
sich nie träumen lassen. Anneliese Frank hatte nur die Geselligkeit
gesucht und wollte in der plattdeutschen Theatergruppe diese Mundart
pflegen. Spielleiter Rudi Schröder, der seine Erfahrungen auf
Lehrgängen des „Bundes Deutscher Amateurtheater" austauscht und
vervollständigt, gibt sich optimistisch: "Alle Darsteller sind
großartig. Auch Veteranen können noch eine Menge leisten!"
(Elbe-Wochenblatt)
Der Polizist, der gerne vor aller
Augen küßt!
Nach Dienstschluß ist er Theaterchef
Ein Polizeihauptmeister aus Blankenese (Revierwache 27) arbeitet
nach Dienstschluß schwarz — als Theaterdirektor. Egbert Wieck (51)
leitet die „Volksspielbühne Rissen", die seit 20 Jahren
niederdeutsches Theater macht — vor ausverkauften Häusern.
Denn: „Wir sind die billigste Bühne", sagt Wieck, "drei Mark
Eintritt genügen uns, weil alle aus Idealismus mitmachen."
Alle, das sind 8O Bürger aller Berufe, die keinen Pfennig Gage
wollen.
Besetzungsschwierigkeiten gibt's dennoch: "Julias haben wir genug,
nur Romeos nicht.
Putzig: Die jungen Leute mögen nicht küssen. Ich würde schon
wollen", lacht Wieck, "aber glauben Sie, für mich gäb's eine Rolle
mit Liebesszene? Ich soll immer den Schutzmann spielen..."
(Hamburger Morgenpost)
[Dieser Artikel sorgte für
Aufsehen Red.]
Kaum sind die fünf Theatertage
vergangen, heißt es fast schon wieder: auf ein Neues! Unser
Weihnachtsmärchen ist nämlich in Vorbereitung. Doch zuvor noch ein
paar Bemerkungen zum "Bürgermeisterstohl". An vier Tagen war die
Aula am Iserbarg fast gefüllt, am Sonnabend sogar ausverkauft. Das
können bei weitem nicht alle Volksspielbühnen im Großraum Hamburg so
hocherfreut kundtun, im Gegenteil, manchmal müssen die Akteure vor
spärlich besetzten vier Reihen spielen. Erst kürzlich ist uns zu
Ohren gekommen, daß die anwesenden acht (!) Zuschauer nicht das
angekündigte Stück zu sehen bekamen, sondern mangels Masse von der
Spielleitung zum Sekt eingeladen wurden. - Die meisten
Volksspielbühnen (zusammengeschlossen unter dem Dachverband
Volksbühnenkunst Hamburg e.V.) inszenieren sechs Stücke im Jahr und
darüber (die VBR zwei und das Weihnachtsmärchen). Dabei bleibt es
häufig nicht aus, daß die Qualität unter der Quantität leidet, zumal
alle Akteure nebenbei ihren Beruf haben. Es wird unserer Meinung
nach auch oft der Fehler begangen, sich mit hochmodernen Stücken,
die das Berufstheater spielt, zu überfordern. Außerdem weiß man ja,
wie sehr die Massenmedien Funk, Fernsehen, Kino usw. doch zur nicht
zu unterschätzenden Konkurrenz für das lebendige Theater werden
können. - Großes Gewicht wird bei der VBR auf die Werbung gelegt:
außer Schaukästen, Plakaten, Wurfzetteln werden Zeitungen und
Zeitschriften der Elbgemeinden angeschrieben. Sehr wirkungsvoll ist
die sog. Mundpropaganda, das Mobilmachen von Verwandten, Bekannten
und Kollegen. Das persönliche Engagement hat Hochkonjunktur. Das
Thema der Publikumsgewinnung soll hier auch nur gestreift werden,
das eigentliche Problem ist vielschichtiger und diffiziler.
Wir, die VBR, sind froh und dankbar, vor vollem Saal spielen zu
dürfen. Wenn auch nicht jedes Stück ein Höhepunkt sein kann (dem
einen oder anderen Zuschauer war der "Bürgermeisterstohl"
stellenweise zu besinnlich), so sind wir doch der Meinung, mit
unserem niederdeutschen Angebot auf dem rechten Weg zu sein.
So, und nun zum Weihnachtsmärchen "Schneewittchen". Für dieses
"Riesenstück" Arbeit hat Frau Hilma Wieck die Spielleitung
übernommen. Und keine Angst, auf der Bühne geht es entgegen
mancherlei Befürchtungen seitens der Eltern keineswegs grausam zu.
Die einzelnen Szenen sind durch kleine Tanzeinlagen und spaßige
Märchenfiguren aufgelockert. Und zum Schluß kommt wie immer der
Weihnachtsmann. B. F.
(Bärbel Fischbeck in der Rissener
Rundschaz)
[Leserbrief als Antwort
auf den obenstehenden Artikel Red.]
In der November-Ausgabe Ihres Blaues
las ich einen Artikel, der mich einigermaßen in Erstaunen versetzte.
Es handelt sich um die "Lobeshymne" der Volksspielbühne Rissen auf
sich selbst. Warum muß man sich und seine Arbeit so hervorheben, daß
der Eindruck entsteht, andere Laienspielgruppen würden im Gegensatz
zur VBR überhaupt nichts können oder fast alles falsch machen. Als
langjährige Leserin Ihrer Zeitschrift weiß ich, daß regelmäßig
Berichte über die VBR unter dem Zeichen B.F. erscheinen. Bisher
waren sie auch immer recht objektiv geschrieben. Ist der Verfasserin
der Erfolg, der ohne Frage zu verzeichnen ist, zu Kopf gestiegen? Da
ich auch regelmäßig die Aufführungen der Rissener Laienspielgruppe
besuche (die ich im Übrigen für sehr gelungen halte!), finde ich
derartige Äußerungen außerordentlich unpassend (und sicher denken
viele Leser so!) Die VBR hat es gewiß nicht nötig, andere
Amateurgruppen, die sich mit Sicherheit ebensoviel Mühe geben, mit
derart billigen Worten schlecht zu machen. Ich bin der Meinung, daß
der persönliche Einsatz aller Akteure, auch, wenn sie "nebenbei"
(wie B. F. schreibt) ihren Beruf haben und nicht gerade zur VBR
gehören, anerkannt werden muß! Es entsteht der Eindruck, daß man
hier eine bestimmte Theaterspielgruppe meint, die vielleicht sogar
besser ist als die VBR. Ob es sich so verhält, wie ich vermute, mag
dahingestellt bleiben. Auf jeden Fall hat B. F. mit diesem
selbstgefälligen Artikel das Ansehen der VBR nicht gerade gefördert.
E. H.
(Leserbrief in der Rissener
Rundschau)
[Antwort auf den Leserbrief
Red.]
Prosit 1976! Nach den Tagen der Ruhe
und Entspannung kann das neue Jahr nunmehr seine Forderungen
stellen. Für die niederdeutsche Fassung von Kleists "Zerbrochenem
Krug" wird unter Spielleitung von Heiner Tewes bereits eifrig
geprobt: "De tweismeten Kruk" (mit stilechten Kostümen!) soll im
April aufgeführt werden.
Zu dem kritischen Brief einer Leserin aus der Dezember-Ausgabe der
'RR' möchten wir anmerken:
1. Die Volksspielbühne Rissen von 1955 e.V. ist eine Amateurbühne,
keine Laienspielgruppe.
2. Jede Aussage in dem kritisierten November-Artikel der V.B.R., den
Zuschauermangel bei einigen Volksspielbühnen betreffend, (das hat in
den wenigsten Fällen mit negativer Leistung zu tun!) kann jederzeit
belegt werden.
3. Es ist von keiner "bestimmten Bühne" die Rede gewesen. Mit allen
Hamburger Amateurtheatern verbindet die VBR (auch dem Bund Deutscher
Amateurtheater angeschlossen) ein freundliches Verhältnis, teils
sogar über die Basis des gemeinsamen Hobbies hinaus.
4. Die sogenannte "Lobeshymne" ist primär ein Dankeschön an das
Publikum, das es der Rissener Volksspielbühne erst hier im Ort
möglich macht, sich in der günstigen Situation gutbesuchter
Vorstellungen zu befinden, sekundär ein Lob an alle, die
unentgeltlich, aus Idealismus und aus Freude an der Sache zum
Gelingen einer Aufführung beitragen. Objektive (!) Kritik ist uns
stets willkommen, zu einem klärenden Gespräch sind u. a. der 1.
Vorsitzende und der Geschäftsführer gern bereit. Wir bitten Frau E.
H. zu einem persönlichen Gespräch, vielleicht an einem unserer
gemütlichen "Klönabende", die an jedem 1. Sonnabend im Monat im
"Restaurant Gielnik" am Rissener Bahnhof stattfinden?B. F.
(Bärbel Fischbeck in der Rissener
Rundschau)
Lita Helm (ein Portrait-Versuch)
G. Luschen
Lita Helm gehört dem Geburtstag nach (23. 10. 1897) noch ins vorige
Jahrhundert, doch für jeden, der sie kennt, ist sie ein aktiver,
fröhlicher Mensch unseres heutigen Lebens in Rissen. Immer ist sie
dem Leben in all seiner Farbigkeit zugewandt. Wo hat sie das her?
Die Familie des Vaters Robert Hermans stammt aus dem holländischen
Grenzgebiet, der Großvater war noch Holländer, Lita Helms Vater war
Königlich-Preußischer Eisenbahnbeamter. Die Mutter, eine geborene
Petersen, war Dänin, und beide Eltern waren fröhlich und
unterstützten die Ideen ihrer Tochter. Zuerst besuchte Lita die
Höhere Töchterschule in der Allee in Altona. Zwei Wünsche hatte sie
für die Zukunft. Lita wollte Ingenieurin werden und war schon bei
einem Elektriker für das notwendige Praktikum angemeldet, doch nahm
die Technische Fachschule damals noch keine Mädchen auf. So begann
die verhinderte Ingenieurin mit dem Musikstudium, vor allem mit dem
Klavierspielen.
Nebenher lief, eifrig vom Vater unterstützt, die Arbeit im
Theaterverein „Tannhäuser". Schon mit 15 Jahren stand sie dort in
der Rolle eines Waisenkindes im Weihnachtsmärchen auf der Bühne und
bewältigte auch spielend eine Panne (der Partner verpaßte seinen
Auftritt). In die Berufspläne griff dann hindernd der Weltkrieg
1914/18 ein. Danach erlernte Lita Hermans in einer Detektei den
Kaufmannsberuf, und zwar sehr gut. Während des Krieges heiratete sie
den jungen Versicherungsbeamten Helm.
Es war ein schwieriger Beginn so mitten im Krieg. Hunger und Kälte
standen oft Pate. Nach dem Krieg begann man wieder das kulturelle
Leben aufzubauen. „Die Bühnengesellschaft für Sing-und Schauspiel"
wurde gegründet, und die Helms waren dabei. Lita Helm konnte nun
ihren künstlerischen Neigungen nachgehen. Sie tat es intensiv und
erfolgreich. Sie spielte in Sudermanns „Heimat" sowohl die Magda wie
die Rolle der Mutter. In der „Fledermaus" sang sie die „Ida" mit
ihrer noch heute so herrlich klingenden Stimme. Auch das „Hederl" im
„Dreimäderlhaus" war eine Gesangsrolle. In Oscar Wildes Drama „Lady
Windermeers Fächer" spielte sie die Lady und im „Idealen Gatten" die
Hauptrolle der Gattin, um nur einige Rollen zu nennen. Es waren
herrliche Jahre für das junge Paar. Viel war man mit der Bühne
unterwegs. Es wurden Gastspiele in den Nachbarstädten gegeben, aber
auch in die weitere Umgebung bis nach Heide, ja nach Rotenburg und
Hannover ging es.
1934 war diese Zeit beendet, man zog nach Rissen, wo Lita Helms
erste Tochter geboren wurde. Und nun gab sich die junge Mutter ganz
dieser schönen Aufgabe hin. Wieder dauerte die gute Zeit nur wenige
Jahre. 1939 hieß es wieder: Krieg! — Viele von uns wissen: Krieg
zerstört die Leben der Menschen. Lita Helm wurde eingezogen und
leitete nun bis zum Ende des Krieges die Fernschreibstelle des
Luftgaukommandos Blankenese. Die Tochter wurde von der Oma betreut.
In Kriegsjahre fiel auch die Silberhochzeit, wie seinerzeit die
Hochzeit. 1945 begann man wieder aufzubauen. Lita Helm machte jetzt
in Rissen bei der Säuglingsfürsorge mit und half Schwester Hanna und
Dr. B. bei der Arbeit. Aus dieser Zeit kennen sie so viele Menschen
hier im Ort. Auch viele junge Menschen grüßen sie strahlend. Kinder
sind ja dankbar für Fürsorge und erinnern sich, wer mal mit ihnen
gelacht hat, wenn sie sich eigentlich fürchteten.
1955 traten dann Walter Brock und Gustav Fels an Lita Helm heran.
Man wollte einen Theaterverein gründen. Natürlich gründete sie mit.
„Die Volksspielbühne Rissen von 1955 e. V." entstand. Anfangs lief
der Tespiskarren gar nicht, dann jedoch gewann Walter Brock Herrn
Fritz Kruse als Spielleiter, und bald schaffte man es. Zuerst gab es
1959 ein Weihnachtsmärchen. Lita Helm war sofort bereit, sich als
„Flüstertante" (Souffleuse) einspannen zu lassen. Sie erinnert sich
noch, wie sie das erstemal — im Dezember — vor der Bühne im
damaligen „Heidehaus" in einem sehr engen Flüsterkasten sitzen
mußte, in dem es auch noch fürchterlich zugig war. Aber die Arbeit
machte ihr soviel Spaß, daß sie bis heute in der Volksspielbühne
Rissen aktiv mitmacht — zuletzt im Herbst 1975 im Stück „De
Bürgermeisterstohl".
Auch für andere Rissener Belange war und ist Lita Helm immer offen.
Werbung für die Quickborn-Abende, Teilnahme im Bürgerverein, jetzt
macht sie selbstverständlich im Samariter-Haus mit und als Neuestes
organisiert sie Besuche im Ohnsorg-Theater. Vor zwei Jahren war Lita
Helm lange Zeit sehr krank, aber auch diese Zeit hat sie tapfer und
bewundernswert durchgestanden. Nun lacht sie wieder fröhlich in den
Tag hinein, ihren Mitmenschen zur Freude und zur Ermunterung.