Jemand möchte den Hof der Bauern
Klaus kaufen, aber der will nicht. Plötzlich folgt auf dem Hof ein
Unglück dem anderen. Die swatte Tille, eine Hausiererin, weiß auch
genau warum; der Hof ist von jemandem behext. Sie erhält nun den
lukrativen Auftrag, den Hof zu enthexen.
De Autor
Der Flensburger Jens Exler
(1914-1987) betrieb seine Autorentätigkeit nebenbei. Hauptberuflich
war er als Bautechniker in einer Wohnungsbaugesellschaft tätig.
Seine große Leidenschaft galt der niederdeutschen Sprache, für deren
Erhalt und Pflege er sich seit frühester Jugend einsetzte. So
entstanden nach der hamburgischen Fassung auch eine kölsche,
bayerische, sächsische, schwäbische, fränkische, badische, hessische
Fassung und so weiter und so weiter.
Presse
Rissen war diese „Reise" wert
Nun ja, wenn man einen Freund genau 4 Jahre und 286 Tage nicht mehr
gesehen hat, ist das Wiedersehen zweifelsohne „spannungsgeladen".
Doch — der Lohn der „Angst" war mehr, als konzentrierte Aktion, war
leistungsgerechte Spitze. Denn, wer an zwei Abenden von der
Mattscheibe her — an einem Abend Kimbles Abschied von der Flucht und
am anderen Abend das Ohnsorgtheater als Gegenpart hat und dennoch
ein Publikum begrüßen kann, welches die Kasse stimmen läßt, der hat
seinen „Acker" gut bestellt. Die VB Rissen hat sich in zwölf Jahren
zusammengerauft, hat sich gemausert und ist heute, vor den Toren der
großen Stadt, eine volkskulturelle Bastion, auf die die Hamburger
Volksbühnenkunst mit Fug und Recht stolz sein darf.
Trotz klaren Wetters griff Speelbaas [Otto Schröder] nicht nach den
Sternen. Er offerierte schlicht und einfach: „De Hexenhoff". Aber —
damit traf er haargenau den Geschmack seines Publikums. Diese
Karikatur auf den ländlichen Hexenwahn ist unstreitig ein Juwel in
der niederdeutschen Bühnenliteratur. Doch — gespielter Humor ist
farblos, er muß zünden. Nun, Heiner Tewes Tritt in das bewußte
Fettnäpfchen, hinterließ nahezu Detonationen an Freude und
Begeisterung.
Da ist das Trio Bauer Hamkens (Egbert Wieck), der Knecht Karsten
(Erich Hübner) und de swatte Tille (Elfi Bergel). Die Leistungen
dieses Trios kurz und einfach mit „6 Sterne" zu bewerten, wäre
billig. Hier wurde nicht gespielt, hier wurde dargestellt, das
Spiegelbild des Lebens bis zur Faszination nuanciert, wie z. B. der
Karsten die Wurst klaute, seine Bauernschläue als Reservat inmitten
des Hexenwahns unantastbar im Spiel beließ, wie die Tille den
Hokuspokus der Hexenbeschwörung aufzog, mit welcher Gestik und Mimik
der Hamkens die DM 11,20 aus dem Portemonnaie holte und
aufblätterte, das waren Höhepunkte, die die Zuschauer von den
Stühlen rissen und für den Rezensenten nur eine uneingeschränkte
Anerkennung offen ließen. Fluidum einer Gemeinschaftsaufführung.
Lisa Schröder spielte die Magda. Eine gute Bühnenerscheinung,
versiert in der Lösung der ihr gestellten Aufgaben. Ein guter Stein
im Rissener Gebäude. Hunger tut weh. Wenn also der Hungerleider von
Berufswegen Zimmerschiet (Rudolf Schröder) versucht, aus dem
Hexenwahn vorerst über ein einsames Frauenherz kulinarisches Kapital
zu schlagen, so sei ihm das im Vorwege verziehen. Einsame
Frauenherzen schlagen mal eben so. Aber wie er das bewerkstelligte,
das machte ihm aus der Antipathie der Rolle heraus, menschlich
sympathisch. Wer, wie der Debütant Günter Schwenn als Sohn Dierk in
dem o. a. Trio wacker mitmischen kann, der läßt auf eine weitere
Bereicherung des Volksbühnenspiels hoffen. Den Reigen der Darsteller
soll die Wiebke (Annelie Warnke) beschließen. Eine kleine Rolle.
Immerhin, das Wie des Gezeigten, verriet ein Anlagevermögen, das die
Darstellerin mit wucherischem Zins auch in größere Aufgaben
investieren könnte.
Für den Rahmen der Handlung schuf Alfred Bergel ein Bühnenbild, das
für den Mann vom Bau bis auf das bewußte i-Pünktchen als eine
Spitzenleistung im Rahmen der Hamburger Volksbühnenkunst rangierte.
Der Freude letzter Laut gelte dem Beleuchter. Seine Arbeit am
Schaltpult war eine exakte Funktion.
Ansonsten — ja, die Nächte sind nicht nur in Hamburg lang. Mithin
Zeit genug für Raum und Frage: wann endlich will man für die
stattliche Anzahl unserer guten niederdeutschen Darstellerinnen und
Darsteller die Basis schaffen, die es ihnen ermöglicht, ihren
Beitrag zum Erhalt der niederdeutschen Mundart, gemäß ihres Könnens,
ihres Willens und ihrer Verflechtung im niederdeutschen Brauchtum zu
leisten. (Verbandskritiker Erich Patzwald)
Lachen um den Hexenhof
Am Wochenende spielte die „Rissener Volksspielbühne" im schönen
Festsaal der Schule Iserbarg die Komödie „De Hexenhoff" von Jens
Exler. Unter der Spielleitung von [Otto Schröder] ging das
plattdeutsche Spiel unter viel Beifall über die Bühne.
Worum geht es? Jemand möchte den Hof des Bauern Klaus kaufen, aber
er will nicht. Plötzlich folgt auf dem Hof ein Unglück dem anderen.
Die Swatte Tille, eine Hausiererin, weiß auch genau warum; der Hof
ist von jemandem behext. Sie erhält nun den lukrativen Auftrag den
Hof zu enthexen.
Im zweiten Akt entfaltet sie ihre köstlichen Beschwörungen. Zwei
Briefe Stecknadeln werden bei geheimnisvollen Riten in ein
teuflisches Gebräu versenkt und sollen von dort aus der Hexe oder
dem Hexer in Arm oder Bein fahren. Dann wird der Hofbehexer unter
gräßlichen Schmerzen gezwungen sein, sofort in der Wohnküche zu
erscheinen, wird durch die Stecknadelverletzungen als der Bösewicht
erkannt und muß den Fluch wieder vom Hofe nehmen.
Wer kommt zuerst nach der Beschwörung? Stellen die übereifrigen
Zauberlehrlinge es überhaupt fest? Wir wollen die Irrungen und
Aufregungen bis zur Lösung nicht verraten, sondern empfehlen, sich
den Hexenhoff selber anzusehen, um unbeschwert lachen zu können.
Alle Spieler gaben der Aufführung Farbe und Lebendigkeit: Egbert
Wieck, der Bauer und Herr im Haus, der sich von listigen Frauen um
den Finger wickeln läßt, Günter Schwenn, der Sohn im Schatten des
Vaters, Lisa Schröder, die dralle, kniepige Haushälterin, Annelie
Warnke, die frische, in den Sohn verliebte Bauerndeern, Erich
Hübner, der dumm-schlaue Knecht Karsten, Elfi Bergel, die
überzeugende Swatte Tille und Rudolf Schröder als piekfeiner Städter
Zimmerschiet.
Es war wirklich eine Freude, wieder einmal eine gute plattdeutsche
Komödie der beliebten Rissener Volksspielbühne zu sehen.
(Norddeutsche
Nachrichten)
Spaß mit Hintergrund
Von Hexenwahn und Aberglauben handelt ein Stück, das am Wochenende
die Volksspielbühne Rissen von 1955 aufführt: „De Hexenhoff", ein
Lustspiel in plattdeutscher Sprache von Jens Exler. [...]
Die Handlung spielt in der Wohnküche eines Bauernhofes. Persönliche
Erlebnisse sowie zahlreiche Artikel in Zeitungen und Zeitschriften
über den heute noch vorhandenen Hexenglauben haben den Autor zu dem
Stück „De Hexenhoff" angeregt. Dieser mittelalterliche Aberglaube
ist einfach nicht auszurotten.
Der Autor hat aus dem Stoff für den „Hexenhoff" bewußt ein Lustspiel
gemacht. Denn, so meint er, nach einem alten Sprichwort tötet
Lächerlichkeit mehr als jede andere Waffe. Jens Exler möchte
erreichen, daß der eine oder andere Zuschauer über den Aberglauben
nachdenkt und daß alle Freude an dem Stück als Lustspiel haben.
(Hamburger Abendblatt)
Vertellsel un Dööntjes
Im zweiten Akt: Elfi als Swatte Tille
soll Bauer Klaus Hamke die Füße in Sibedill-Essig waschen. Dafür
muss der die Strümpfe ausziehen, wozu ihn Elfe laut Text auffordern
muss. Nur der Text will ihr nicht einfallen. Souffleuse Trudel
kriecht in ihrer Aufregung fast aus dem Kasten heraus und raunt
wieder und wieder: "Strüüümp!" Elfi versteht in ihrer Aufregung
nichts und nickt nur brav. Trudel kriecht mit jedem Versuch weiter
aus dem Kasten, bis sich ihre Perücke an einem Nagel im Kastendeckel
verfängt und ihr vom Kopf gerissen wird. Vom Publikum unbemerkt,
aber die Schauspieler auf der Bühne hielten sich die Bäuche vor
Lachen.
Szenen-Fotos
Egbert Wieck - Lisa Schröder
Lisa Schröder - Egbert Wieck - Elfi
Bergel - Erich Hübner